35. KAPITEL
Das Multnomah-County-Gerichtsgebäude erstreckt sich über einen ganzen Block gegenüber dem Lownsdale Park in der Innenstadt von Portland. Das graue Gebäude aus Stahlbeton war 1914 erbaut worden. In einem kleinen Gefängnis im sechsten Stock warteten die Häftlinge auf ihre Gerichtstermine. Der Aufzug zu den Gerichtssälen hielt in einer kleinen Nische im Hinterhof des Gerichtsgebäudes an der Fifth Avenue. Richter Rüben Velascos Gerichtssaal, in dem Vanessas Kautionsanhörung stattfinden sollte, lag nach vorne heraus, zur Fourth Avenue.
Ami trug zu ihrem schwarzen Hosenanzug und ihrer weißen Seidenbluse eine dezente Perlenkette. Der Anzug war eines ihrer wenigen eleganten Kleidungsstücke. Vanessa trug ein schlichtes graues Kostüm, das Ami für sie gekauft hatte. Wären die Handschellen nicht gewesen, hätte man sie für eine Mitarbeiterin der Verteidigung halten können. Ami ging einige Schritte hinter den Polizisten, die Vanessa aus dem Gefängnisaufzug führten, als er im fünften Stock anhielt. Sie waren kaum in den Flur getreten, als eine größere Menschenmenge sich auf sie stürzte.
»Gehen Sie weiter, und beantworten Sie keine Fragen«, riet Ami ihrer Mandantin Vanessa, als die Reporter und Fernsehkameras sich ihnen näherten. Die Deputys mussten ihnen den Weg durch die schreienden Journalisten bahnen. Ami hob die Hand vor die Augen, um sie vor den grellen Fernsehscheinwerfern zu schützen, während sie den Beamten folgte.
»Waren Sie und Carl Rice ein Liebespaar?«
»Warum hassen Sie Ihren Vater?«
»Stimmen Sie bei den Vorwahlen für Präsident Jennings?« Die Fragen prasselten wie ein Wolkenbruch auf sie ein, aber Vanessa zuckte nicht zurück. Während Ami die Aufmerksamkeit der Medien scheute, begrüßte Vanessa sie als Chance, ihre Botschaft über ihren Vater öffentlich zu machen. Sie straffte die Schultern und stellte sich den Journalisten.
»Mein Vater ist ein Mörder!« rief Vanessa entgegen Amis Rat. »Er gehört ins Zuchthaus, nicht ins Weiße Haus!«
Ami machte sich Sorgen, dass Vanessas öffentliche Stellungnahme den Richter gegen sie einnehmen könnte, doch Vanessa schien das gleichgültig zu sein. Sie würde Jahre hinter Gittern verbringen, wenn Victor Hobson ihr nicht helfen konnte, aber sie hatte keine Angst. Sie hatte das Irrenhaus überlebt, weil sie an sich geglaubt hatte, und sie würde auch das Gefängnis überstehen. Jedenfalls hatte sie nichts mehr zu verlieren. Wenn Hobson scheiterte, war sie nicht schlechter dran als in dem Augenblick, in dem sie sich der Polizei gestellt hatte. Sollte Hobson jedoch diesen Beweis finden, war ihr Vater erledigt.
Eine Reihe von Zuschauern drängte sich durch die Metalldetektoren, die vor Richter Velascos Gerichtssaal aufgebaut worden waren. Ein Beamter drängte etliche Menschen beiseite, damit Ami, Vanessa und die Beamten den Gerichtssaal betreten konnten. Brendan Kirkpatrick und Howard Walsh drehten sich auf ihren Stühlen am Tisch der Anklagevertreter um und beobachteten, wie die Frauen den Mittelgang herunter schritten. Ami bemerkte sie nicht, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, die Zuschauerbänke abzusuchen. Reporter drängten sich auf den für die Presse reservierten Bereich im vorderen Teil des Saals. Leroy Ganett, der sowohl von Ami als auch dem Stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt als Zeuge vorgeladen worden war, saß im hinteren Teil des Gerichtssaals. Der Arzt errötete und wandte den Blick ab, als er die Frau sah, die ihn getäuscht hatte. Nur Victor Hobson, auf dessen Anwesenheit Ami gehofft hatte, war nirgendwo zu sehen
Und noch jemand fehlte im Gerichtssaal. General Morris Wingate wartete im Büro des Bezirksstaatsanwaltes. Er wurde von Beamten des Secret Service und seinen eigenen Sicherheitsleuten bewacht. Kirkpatrick hatte den General in das Gebäude geschafft, bevor das Gericht zusammentrat, um ihn unbemerkt an der Menge von Demonstranten, Anhängern und Reportern vorbei zu schmuggeln, die sich vor dem Gerichtsgebäude versammelt hatten, als durchgesickert war, dass der General als Zeuge vorgeladen worden war.
Gerade als sie die niedrige Balustrade erreichten, die den Zuschauerraum von der Zone abtrennte, in der die Verteidiger und Ankläger saßen, bemerkte Vanessa einen schlanken, elegant gekleideten und gebildet wirkenden, etwa fünfzigjährigen Mann unter den Zuschauern.
»Sehen Sie den Kerl auf dem Stuhl am Fenster, in der dritten Reihe von hinten?« flüsterte Vanessa Ami zu. »Das ist Bryce McDermott, der Chefberater meines Vaters. Vermutlich wird er ihm alles berichten, was hier passiert.«
Im Gerichtssaal erhob sich Gemurmel unter Sympathisanten und Gegnern von Vanessa, als die Beamten ihr die Handschellen abnahmen. Dann setzten sich die beiden Frauen an den Tisch der Verteidigung. Ami versuchte, das Gemurmel auf den Zuschauerbänken zu ignorieren, und konzentrierte sich auf ihre Pläne für die direkte Befragung ihrer Zeugen und das Kreuzverhör. Wenig später kündigte der Gerichtsdiener das Erscheinen des Richters Rüben Velasco an. Ami stand auf und bedeutete Vanessa, es ihr gleich zu tun, als Velasco auf seiner Bank Platz nahm.
»Guten Morgen«, begrüßte er die Anwesenden. »Sie dürfen sich setzen.«
Der Richter wartete mit der Ansprache an die Zuschauer, bis sein Gerichtsdiener Namen und Nummer des Falles zu Protokoll gegeben hatte
»Bevor wir mit dieser Kautionsanhörung beginnen, möchte ich den Vertretern der Öffentlichkeit, die das Privileg haben, dieses Gerichtsverfahren zu verfolgen, eins unmissverständlich klarmachen. Ich dulde unter keinen Umständen eine Missachtung des Gerichts in meinem Saal. Jeder, der das Verfahren stört, wird sofort aus dem Saal verwiesen. Außerdem hat er Sanktionen zu erwarten, einschließlich einer Strafe wegen Missachtung des Gerichts. Ich kündige das vor allem deshalb an, weil möglicherweise General Morris Wingate, Kandidat für die Präsidentschaftsnominierung seiner Partei, als Zeuge aufgerufen wird. Sollte es dazu kommen, erleben wir hier zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsmaßnahmen ein verstärktes Aufgebot an Polizei sowie an Secret-Service-Beamten. Falls jemand mit dem Gedanken spielt, während der Aussage des Generals eine politische Demonstration durchzuführen, möchte ich ihn warnen: Sie landen im Gefängnis. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.« Der Richter ließ seine Worte einen Moment wirken. »Gut, fahren wir fort. Sind die Parteien bereit?«
»Die Vertreter des Volkes sind soweit, Euer Ehren.« Brendan Kirkpatrick stand respektvoll auf, als er antwortete.
Ami folgte seinem Beispiel. »Ami Vergano für Miss Kohler. Wir sind bereit.«
»Sehr gut. Mr. Kirkpatrick, wie lautet ihre Stellungnahme die Kaution für Miss Kohler betreffend?«
»Wir wollen keine Kaution zulassen. Die Angeklagte hat Carl Rice mit vorgehaltener Waffe aus der bewachten Abteilung des County-Hospitals befreit. Sie hat während des Ausbruchs vier Menschen mit dieser Waffe bedroht. Seit seiner Flucht hat Mr. Rice eine Anzahl von Menschen getötet und verletzt. Miss Kohler könnte ihm bei einigen dieser Verbrechen geholfen und Beihilfe geleistet haben. Nachdem gegen Sie in Oregon verhandelt wurde, wird die Angeklagte nach Kalifornien überstellt, wo sie wegen Mordes und schwerer Körperverletzung vor Gericht gestellt wird. Taten, die bei einem Einbruch in General Wingates Haus begangen wurden. Die Handlungen der Angeklagten beweisen, dass sie eine Gefahr für andere darstellt. Außerdem besteht hohes Fluchtrisiko. Miss Kohler hegt einen pathologischen Hass gegen ihren Vater, General Morris Wingate. Wäre sie auf freiem Fuß, wäre sie möglicherweise auch eine Gefahr für einen Präsidentschaftskandidaten.«
Kirkpatrick setzte sich, und Ami stand auf. Innerlich widerstrebte ihr die Argumentation, die sie nun führen würde, aber sie hatte die Pflicht, die Position ihrer Mandantin zu vertreten, selbst wenn sie nicht wirklich dahinterstand. Wichtiger war jedoch, dass Vanessa nach wie vor Amis und Ryans Leben zerstören konnte, wenn sie den Behörden verriet, dass ihre Anwältin ihr geholfen hatte, sich zu verstecken.
»Euer Ehren, Miss Kohler hat bisher keinerlei Straftaten begangen. Sie ist bei einem Magazin in Washington, D. C. beschäftigt. Ich lege eine eidesstattliche Versicherung ihres Arbeitgebers vor, in der er versichert, dass er Miss Kohler weiterbeschäftigen wird. Außerdem wohnt sie seit Jahren in derselben Wohnung in Washington. Bis zu den genannten Vorfällen war Miss Kohler eine vorbildliche Bürgerin. Mehr ins Gewicht fällt jedoch, dass Miss Kohler Mr. Rice nicht aus kriminellen Gründen geholfen hat. Miss Kohler glaubt, dass ihre Handlungen, Carl Rice aus dem Krankenhaus zu retten, dadurch gerechtfertigt waren, dass sie nur einen anderen Menschen verteidigt hat. Ebenso wie die Taten von Mr. Rice in Kalifornien gerechtfertigt waren. Er hat dort nur Miss Kohler gerettet, die von ihrem Vater und seinen Handlangern entführt und gefangen gehalten wurde.
Carl Rice und General Morris Wingate kennen sich seit der Zeit, als Miss Kohler und Mr. Rice in Kalifornien noch gemeinsam zur Schule gingen. Mr. Rice hat in seinem letzten Jahr auf der Highschool einen Einberufungsbescheid bekommen und ist in die Army eingetreten, statt einen Aufschub für das College zu beantragen. Er wurde Mitglied der Special Forces in Vietnam, und dort kreuzten sich erneut seine Wege mit denen des Generals.
Während des Vietnamkrieges war General Wingate der Leiter der Agentur zur Koordination von Geheimdienstdaten, AIDC. Seine Statuten untersagen es diesem Geheimdienst, aktive Geheimdienstagenten zu beschäftigen. Trotz dieses eindeutigen Verbots unterhielt General Wingate eine kleine, streng geheime Einheit innerhalb seines Dienstes. Diese Einheit wurde mit Geldern finanziert, die aus illegalen Aktivitäten stammten, zum Beispiel Drogenhandel.«
Die Zuschauer wurden unruhig, und Richter Velasco ließ seinen Hammer herunter sausen und gebot Ruhe. Als das Gemurmel erstarb, wandte er sich an Ami.
»Sie haben hoffentlich Beweise, welche die Existenz der Einheit und die Beteiligung des Generals daran belegen.«
»Ich habe Zeugen vorgeladen, deren Aussagen die Existenz dieser Einheit und die Beziehung des Generals zu ihr bestätigen werden.«
Velasco sah sie ungläubig an, bat Ami jedoch, fortzufahren.
»Kurz nachdem Mr. Rice von seinem ersten Kampfeinsatz in die Staaten zurückkehrte, arrangierte General Wingate ein Treffen, bei dem er Mr. Rice für diese geheime Einheit rekrutierte. Von den frühen siebziger Jahren bis 1985 diente Mr. Rice in dieser Einheit. Er erfüllte auf Befehl mehrere Aufträge, einschließlich Mordanschläge in Europa und auf amerikanischem Boden. 1985 lebte Vanessa Kohl er in Washington, wo sie Mr. Rice zufällig wieder begegnete. An einem Abend gestand er ihr, dass er den Befehl erhalten und ausgeführt hatte, zwei Menschen in Texas zu ermorden. Sie sollten angeblich für die Chinesen spionieren. Er war sehr durcheinander und erzählte Miss Kohler, dass er die Einheit verlassen wollte
Miss Kohler fand Dokumente in einem Safe im Haus des Generals, welche die Existenz dieser Einheit bewiesen. Sie übergab sie dem Kongressabgeordneten Eric Glass in seinem Sommerhaus in Lost Lake, Kalifornien. Sie hoffte, dass der Abgeordnete die Aktivitäten der Einheit aufdecken und die Beteiligung ihres Vaters an diesen illegalen Aktionen beweisen konnte. Als General Wingate entdeckte, dass diese Dokumente verschwunden waren, schickte er Mr. Rice nach Lost Lake, damit er Eric Glass tötete und die Dokumente wiederbeschaffte. Nachdem Mr. Rice diesen Auftrag erfüllt hatte, traf General Wingate Vorkehrungen, Mr. Rice zu ermorden. Er überlebte, jedoch ohne Wissen des Generals. Mr. Rice lebte daraufhin jahrelang im Untergrund, aber sein Bild ging nach seiner Verhaftung aufgrund der Ereignisse bei einem Baseballspiel durch die Presse. Als Miss Kohler ihn erkannte, war ihr klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor ihr Vater erfuhr, dass Carl Rice lebte. Miss Kohl er half Mr. Rice bei seiner Flucht aus dem Krankenhaus, weil sie davon überzeugt war, dass General Wingate ihn umbringen lassen würde, um sein Geheimnis zu wahren.«
Der Lärm im Gerichtssaal schwoll wieder an. Der Richter ließ erneut seinen Hammer niedersausen.
»Treten Sie zur Richterbank vor!« befahl er den beiden Anwälten.
Der Richter beugte sich vor und senkte die Stimme, als Ami und Brendan Kirkpatrick vor seinem Podest standen.
»Ich warne Sie, Mrs. Vergano. Ich werde nicht gestatten, dass Sie meinen Gerichtssaal als Plattform für eine politische Debatte missbrauchen. Ihre Vorwürfe werden von jeder Fernsehanstalt und jeder Zeitung in diesem Land übertragen und gedruckt und könnten das Ergebnis der Vorwahl beeinflussen. Ich werde Sie der Anwaltskammer melden und Sie ausschließen lassen, falls diese Anwürfe sich als unbegründet erweisen oder nicht mit dem Zweck dieser Anhörung vereinbar sein sollten.« »Ich verstehe, Euer Ehren«, antwortete Ami kleinlaut. Ihr war schwindelig vor Angst.
»Mr. Kirkpatrick, wieso höre ich von Ihnen keinen einzigen Einspruch?«
»Ich wüsste nicht, wogegen ich Einspruch erheben könnte, Euer Ehren. Mrs. Vergano behauptet, Zeugen zu haben, die ihre Vorwürfe bestätigen können. Ich persönlich halte es zwar für unwahrscheinlich, dass sie glaubwürdig sind, aber in diesem Gerichtssaal können nur Sie über die Glaubwürdigkeit eines Zeugen entscheiden.«
»Das werde ich auch tun, Mrs. Vergano, darauf können Sie sich verlassen. Sollte ich zu dem Schluss kommen, dass Sie oder Ihre Mandantin dieses Gerichtsverfahren missbraucht haben, hat das Konsequenzen für Sie.«
Selbst in der schlecht sitzenden, orangefarbenen Gefängniskleidung und angekettet an Händen und Füßen flößte Carl Rice Respekt ein. Er hielt sich sehr aufrecht und wirkte wie ein Mann, zu dem man besser Abstand hielt.
»Kann man Mr. Rice während seiner Aussage die Fesseln abnehmen?« fragte Ami den Richter.
»Sergeant Perkins?« Der Richter gab die Frage an den ranghöchsten Gefängniswärter weiter.
»Wir würden ihn lieber gefesselt lassen, Euer Ehren. Mr. Rice wird als Gefangener mit hohem Risiko eingestuft. Man hat uns informiert, dass er in verschiedenen Kampftechniken ausgebildet wurde und ehemaliger Angehöriger der Special Forces ist. Der Sheriff hält es daher für geboten, dass Handschellen und Fußfesseln bleiben.«
»Ich folge der Empfehlung des Sheriffs, Mrs. Vergano. Bei einem Prozess würde ich vielleicht anders entscheiden. Da ich weiß, dass er ein Gefangener ist, wird das meine Entscheidung über seine Kaution nicht beeinflussen.«
Carl zuckte mit den Schultern, um zu zeigen, dass es ihm gleichgültig war. Richter Velasco befahl dem Gerichtsdiener, ihm den Eid abzunehmen. Die Sicherheitsbeamten halfen Rice in den Zeugenstand.
»Mrs. Vergano«, erklärte Richter Velasco. »Bevor Sie mit Mr. Rices Befragung beginnen, möchte ich ihm selbst einige Fragen stellen.«
Ami nickte.
Der Richter drehte sich zu dem Zeugen herum. »Mr. Rice, Mrs. Vergano war Ihre Anwältin ...«
»Sie ist es noch immer, Euer Ehren«, unterbrach Rice ihn ruhig.
»Das beunruhigt mich etwas. Normalerweise vertritt ein Anwalt nicht zwei Angeklagte, die wegen desselben Falles vor Gericht stehen.«
»Mrs. Vergano hat mir die Probleme verdeutlicht, die auftreten können, wenn sie Mrs. Vergano und mich vertritt. Ich habe auf meine Rechte diesbezüglich verzichtet. Miss Kohler und ich glauben, dass es in unser beider Interesse liegt, wenn Mrs. Vergano uns beide vertritt.«
»Ihre Entscheidung gefällt mir zwar nicht, aber ich billige Ihre Wahl. Ich möchte Sie jedoch noch auf etwas anderes hinweisen. Ihnen ist bewusst, dass Sie unter Eid stehen und alles, was Sie sagen, von dem Gerichtsstenotypisten aufgezeichnet wird? Ihre Aussagen können vor jedem Gericht bei jedem Verfahren, das dieser Anhörung möglicherweise folgt, gegen Sie verwendet werden.«
»Ja, Sir. Ich habe das eingehend mit Mrs. Vergano besprochen.«
»Sie könnten sich durch Ihre Aussage selbst belasten.« »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Euer Ehren, aber ich bin bereit, meine Freiheit zu riskieren, damit das amerikanische Volk die Wahrheit über Morris Wingate erfährt.«
Richter Velasco war sichtlich aufgebracht. Er schien noch etwas sagen zu wollen, wandte sich jedoch stattdessen an Ami. »Fahren Sie fort, Mrs. Vergano.«
»Mr. Rice, haben Sie in der Army der Vereinigten Staaten gedient?«
»Ja.«
»Während des Vietnamkrieges?«
»Während und danach.«
»Wann endete Ihr Dienst?«
»Offiziell wohl gar nicht, aber ich habe aus eigenem Entschluss im Jahr 1985 den Dienst quittiert.«
»Was waren das für Umstände, die Sie veranlasst haben, den Dienst zu quittieren?«
»General Morris Wingate hat mich und andere Mitglieder einer illegalen Einheit, die er innerhalb des AIDC befehligte, nach Nordvietnam geschickt. Wir sollten angeblich vermisste amerikanische Soldaten retten. Diese Mission war jedoch eine Falle. Die Nordvietnamesen wussten, dass wir kamen, und haben uns in einen Hinterhalt gelockt. Bis auf mich sind alle Mitglieder der Einheit gefallen. Ich wurde gefangengenommen, aber mir gelang die Flucht. Nach einem Jahr schaffte ich es zurück in die Vereinigten Staaten und lebte im Untergrund. Ich dachte mir, dass niemand nach mir suchen würde, weil der General annahm, ich sei tot.«
»Sie haben ausgesagt, dass der Auftrag eine Falle war. Wer hat sie gestellt?«
»General Wingate. Er wollte alle Mitglieder der Einheit eliminieren, was ihm auch fast gelungen wäre.« Ami bat Rice, dem Richter zu schildern, wie er in die Einheit rekrutiert wurde und von einigen seiner Aufträge zu berichten. Das Gemurmel im Saal schwoll an, als Rice die Zuschauer mit seinem Bericht faszinierte, wie er Maultierkarawanen in den Shan Hills überfiel, Dorfältesten in Südostasien mitten in der Nacht die Kehlen durchschnitt und Spione in Europa und Amerika ermordete. Ami hörte, wie hinter ihr auf den Pressesitzen Bleistifte über Papier kratzten. Auf den Bänken drängten sich Vertreter fast jeder großen Zeitung des Landes und selbst einige Korrespondenten der ausländischen Presse.
»Mr. Rice, Sie haben ausgesagt, dass Sie nach Ihrem ersten Kampfeinsatz für General Wingates Einheit rekrutiert wurden.«
»Ja.«
»Wurden Sie bei diesem ersten Einsatz verwundet?« »Ich erhielt einen Streifschuss, nichts Ernstes.« »Hat man Sie wegen dieser Verletzung in ein Krankenhaus eingeliefert?«
»Ich kam ins Krankenhaus, wo man die Wunde versorgt hat, aber ich wurde noch am gleichen Tag entlassen.«
»Wurden Sie wegen eines kampfbedingten Belastungssyndroms behandelt?« »Nein.«
»Haben Sie bei der Mission zur Rettung der vermissten Soldaten eine schwerere Verletzung davongetragen?«
»Ja. Eine Granate ist in meiner Nähe explodiert, und ich wurde von Schrapnellsplittern getroffen.«
»Kommen wir zu etwas anderem. Auf welcher Highschool haben Sie Ihren Abschluss gemacht?«
»St. Martins Prep in Kalifornien.«
»War Miss Kohler dort ebenfalls Schülerin?«
»Wir waren im selben Jahrgang.« »Wer ist Miss Kohlers Vater?«
»General Morris Wingate.«
»Haben Sie General Wingate kennengelernt, während Sie mit seiner Tochter ausgingen?«
»Ja, bei mehreren Gelegenheiten.«
»Hat Miss Kohl er sich von Ihnen getrennt, als Sie noch auf der Highschool waren?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich wurde eingezogen. Sie wollte, dass ich mich der Einberufung widersetzte. Ich war an einem College zugelassen worden und hätte ein Stipendium bekommen. Sie hat sich darüber aufgeregt, dass ich es nicht angenommen habe, sondern zum Militär gegangen bin. Sie glaubte, ihr Vater habe meine Einberufung manipuliert, um uns auseinanderzubringen.«
»Wann haben Sie Miss Kohler nach der Highschool wieder gesehen?«
»1985.«
»Wo war das?«
»In Washington. Ich unterrichtete an der Sprachenschule der Army in Fort Meyer. Sie studierte abends Jura und arbeitete tagsüber für den Kongressabgeordneten Eric Glass.«
»Haben Sie Miss Kohler irgendwann nach Ihrem Wiedersehen von der Zusammenarbeit mit ihrem Vater und diesen geheimen Aufträgen erzählt?«
»Ja.«
»Haben Sie später erfahren, was Miss Kohler, nachdem Sie sie eingeweiht hatten, getan hat?«
»Ja. Sie hat die Personalunterlagen der zehn Mitglieder der Einheit aus dem Safe ihres Vaters gestohlen und sie dem Abgeordneten Glass in seinem Sommerhaus in Lost Lake übergeben.«
»Wurde Ihnen von Morris Wingate ein Befehl gegeben, bezüglich des Kongressabgeordneten und dieser Unterlagen?«
»General Wingate hat mir gesagt, Eric Glass sei ein Verräter, der die Unterlagen an ein fremdes Land verkaufen wollte. Er hat mir befohlen, nach Lost Lake zu fahren, die Akten wiederzubeschaffen und den Kongressabgeordneten zu Tode zu foltern.«
Seine Worte lösten in einigen Teilen des Zuhörerraums lautstarke Reaktionen aus. Richter Velasco forderte nachdrücklich Ruhe. Ami fuhr mit ihrer Befragung fort, als sich das aufgeregte Gemurmel im Gerichtssaal gelegt hatte.
»War Mord durch Folter bei Ihren Aufträgen ungewöhnlich?«
Zum ersten Mal schien Rice die Fassung zu verlieren. Er leckte sich die Lippen und wirkte bedrückt.
»War es ein ungewöhnlicher Auftrag, jemanden zu Tode zu foltern?« wiederholte Ami ihre Frage.
»Ja.« Rice war kaum zu verstehen.
»Haben Sie die Befehle des Generals befolgt?«
»Ja.«
»Hat jemand gesehen, wie Sie Eric Glass ermordet haben?«
Rice schaute zu Vanessa hinüber. »Miss Kohler war im Haus. Ich wusste nicht, dass sie dort war, bis ich sie gesehen habe. Der General hatte mir nicht gesagt, dass seine Tochter dem Kongressabgeordneten diese Unterlagen gegeben hatte.«
»Was haben Sie getan, nachdem Sie Miss Kohler sahen?«
»Ich bin in Panik geraten und geflohen. Als ich mich wieder in der Gewalt hatte, brachte ich die Dokumente zum General und bat ihn, zu erklären, warum Vanessa in Lost Lake war. Er sagte mir, Glass habe sie verführt, die Unterlagen zu stehlen. Außerdem erklärte er, sie habe der Polizei verraten, dass ich den Kongressabgeordneten ermordet hätte. Dann wollte er mich nach Nordvietnam schicken. Dort sollte ich eine Gruppe von amerikanischen Soldaten retten. Er versprach mir, dass er bei meiner Rückkehr dafür sorgen würde, dass man mich nicht verhaftete. Er sprach von einer neuen Identität.«
»Dazu ist es nicht gekommen?«
»Nein«, antwortete Rice verbittert. »Die Mission war eine Falle. Der General wollte unseren Tod, um sich selbst zu schützen. All diese tapferen Soldaten, die ihr Leben für dieses Land gegeben haben ...«
Rice verstummte. Er versuchte sichtlich, die Fassung zu bewahren, aber er war den Tränen nahe. Er bat um ein Glas Wasser. Im Zuschauerraum wurde geflüstert. Ami warf einen kurzen Blick hinter sich. Die Zuschauer wirkten bedrückt und ernst.
»Wie haben Sie überlebt?« Ami stellte die Frage so leise, dass der Gerichtsstenotypist sie nur mit Mühe hören konnte.
»Ich bin geflohen.«
»Würden Sie dem Richter bitte schildern, was passiert ist?«
Carl riss sich zusammen und erzählte Richter Velasco, wie er gefangen und gefoltert wurde, wie er entkam, im Dschungel überlebte und wie ihm die Rückkehr nach Amerika gelang. Während Carl sprach, starrte er auf das Geländer des Zeugenstandes. Als er fertig war, wirkte er vollkommen ausgelaugt.
»Warum hat Miss Kohler Sie aus dem Krankenhaus befreit?« fragte Ami, als Rice sich erholt hatte.
»Sie glaubte, der General würde versuchen, mich umzubringen, sobald er erfuhr, dass ich noch am Leben war.«
»Also hat Miss Kohler Sie befreit, um Sie zu retten?«
»Ja.«
»Waren Ihre Befürchtungen gerechtfertigt?«
»Davon gehe ich aus.« »Haben Sie nach Ihrer Flucht aus dem Krankenhaus Dr. George French, einen Psychiater, der Sie in meinem Auftrag untersucht hat, und seine Frau ermordet?«
»Nein.«
»Wer hat Sie dann umgebracht?«
»General Wingate hat seine Männer beauftragt, Dr. George French umzubringen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil seine Leute auch versucht haben, Sie umzubringen, Mrs. Vergano.«
»Und Sie haben mich gerettet?« »Ja.«
»Warum glauben Sie, hat General Wingate Dr. French ermorden lassen und das auch bei mir versucht?«
»Sie beide haben mich im Krankenhaus besucht. Er befürchtete wohl, ich hätte Ihnen von der Einheit sowie seiner Verantwortung dafür erzählt und dass Sie diese Informationen als Gegenleistung bei einem Deal mit dem Staatsanwalt benutzen könnten.«
»Warum sind Sie gewaltsam in das Haus des Generals in Kalifornien eingedrungen?«
»Seine Männer hatten Vanessa entführt. Ich hatte Angst um ihr Leben.«
»Also ist Miss Kohler nicht freiwillig in das Haus ihres Vaters gegangen?«
»Nein.«
»Ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen, Euer Ehren.«
Brendan Kirkpatrick stand langsam auf und ging auf den Zeugen zu. Auf dem Weg zum Zeugenstand legte er Ami die Kopien einiger Dokumente auf den Tisch
»Euer Ehren, ich habe der Anwältin gerade Kopien der Beweisstücke eins, zwei und drei gegeben, die ich zuvor markiert habe. Mrs. Vergano ist bereit einzuräumen, allerdings nur für diese Anhörung, dass es sich um die Armyunterlagen von Mr. Rice aus seinen offiziellen Personalakten handelt. Ich bitte, sie als Beweisstücke zuzulassen.«
»Sind Sie einverstanden, Mrs. Vergano?« fragte Richter Velasco.
»Ja, aber nur für diese Anhörung, Euer Ehren.«
»Gut. Die Dokumente werden zugelassen.«
»Ich habe nur ein paar Fragen an Sie, Mr. Rice«, erklärte Kirkpatrick, während er dem Zeugen Kopien der Dokumente gab. »Sie haben ausgesagt, dass Sie von den frühen siebziger Jahren bis 1985 in dieser sogenannten geheimen Einheit waren, bis Sie desertiert sind?«
»Ja.«
»Sie hatten zahlreiche Einsätze in Übersee?«
»Ja.«
»Sehen Sie sich bitte Ihre Personalakten an. Werden dort nach Ihrem ersten Auslandseinsatz noch weitere Einsätze in Übersee aufgeführt?«
»Nein, aber diese Aufzeichnungen sind gefälscht. Von meinen Einsätzen in der Einheit gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen.«
»Das sagen Sie, aber Ihre offiziellen Personalunterlagen stützen Ihre Aussage nicht. Stimmt das?«
»Ja.«
»Wie war Ihr Rang im Jahr 1985?«
»Ich war Captain.«
»In den Unterlagen werden Sie als Sergeant geführt, nicht wahr?« »Ja.«
»Betrachten Sie bitte Beweisstück drei. Das ist eine psychiatrische Diagnose, ausgestellt von Dr. Howard Stienbock.«
»Dieser Mann hat mich niemals untersucht. Das ist eine Fälschung.«
»Hier steht, dass Sie aus dem Dienst entlassen wurden, weil Sie vorgaben, Captain zu sein. Der Doktor schließt daraus, dass Sie vielleicht als ein Resultat aus dem Stress, den Sie bei Ihrem einzigen Kampfeinsatz erlitten haben, eine Wahnvorstellung entwickelten.«
»Das war nicht mein einziger Kampfeinsatz. Diese Dokumente wurden von General Wingate angefertigt, um meinen Dienst in der Einheit zu decken.«
»Diese Dokumente sind also Teil der Verschwörung gegen Sie?«
»Sie wurden als Tarnung angefertigt.«
»Und die Unterlagen, die Sie in Lost Lake mitgenommen haben, befinden sich nicht mehr in Ihrem Besitz?«
»Ich habe sie dem General übergeben.«
»Die Männer in der Einheit sind praktischerweise alle tot, ja, und Ihre Leichen irgendwo in Nordvietnam verscharrt?«
»Es war für sie nicht praktisch, Mr. Kirkpatrick. Das waren tapfere Männer.«
»Das sagen Sie. Aber beweisen können Sie diese Geschichte nicht, oder doch?«
Rice dachte einen Moment nach und nickte dann.
»Sie müssen für das Protokoll laut antworten, Mr. Rice. Haben Sie einen Beweis für Ihre Anschuldigungen gegen General Morris Wingate?«
»Nur mein Wort«, flüsterte Rice kaum vernehmlich
»Dann muss der Richter Ihr Wort also akzeptieren, dass es diese geheime Einheit gibt, ebenso, dass Sie darin gedient haben, und auch, dass die Armyunterlagen gefälscht sind. Ist das korrekt?«
Rice starrte die Personalakten an, die er in der Hand hielt, und antwortete nicht.
Kirkpatrick wechselte das Thema. »Hat Ihnen die Angeklagte während Ihrer gemeinsamen Zeit in der Highschool von ihren Gefühlen ihrem Vater gegenüber erzählt?«
»Ja.«
»Könnte man sagen, dass die Angeklagte ihren Vater hasst?«
»Ja.«
»Hat Sie Ihnen jemals erzählt, dass Sie glaubte, General Wingate habe ihre Mutter ermordet?«
»Ja.«
»Und stand dieser Mord im Zusammenhang mit der Verschwörung und dem Mord an Präsident John F. Kennedy?«
Die Leute im Zuschauerraum schnappten beinahe unisono nach Luft. Einige lachten. Richter Velasco ließ seinen Hammer hinunter sausen.
»Sie hat mir nie erzählt, dass Ihr Vater an der Ermordung von Kennedy beteiligt gewesen sei.«
»Aber sie hasst ihren Vater und würde alles tun, um Ihrem Vater zu schaden, nicht wahr?«
»Einspruch!« rief Ami. »Diese Frage fordert den Zeugen zu einer Spekulation auf.«
Bevor der Richter entscheiden konnte, reagierte Kirkpatrick. »Ich ziehe die Frage zurück. Ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen.«
Die Sicherheitsbeamten halfen Carl aus dem Zeugenstand. Als er an dem Tisch der Verteidigung vorbeiging, sah er Vanessa an
Sie lächelte. Er erwiderte das Lächeln, als er aus dem Gerichtssaal geführt wurde, aber es wirkte wenig zuversichtlich.
»Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf«, forderte der Richter Ami auf.
»Miss Kohler ruft Dr. Leroy Ganett in den Zeugenstand«, erklärte Ami.
Dr. Ganett ging zum Zeugenstand, ohne Ami oder Vanessa anzusehen. Er war aufgeregt, als er den Eid abgelegte.
»Dr. Ganett«, fragte Ami, nachdem sie die Personalien des Arztes und seine Funktion im County-Krankenhaus verlesen hatte. »Sie waren der behandelnde Arzt von Carl Rice?«
»Ja«, antwortete er gepresst. Es war offensichtlich, dass er überall lieber gewesen wäre als im Zeugenstand.
»Sie kannten ihn unter dem Namen Daniel Morelli?«
»Ja.«
»Warum haben Sie Mr. Rice behandelt?«
»Er wurde mit Schusswunden ins Krankenhaus eingeliefert. Ich habe ihn operiert, und nachdem er in der geschlossenen Abteilung untergebracht worden war, habe ich ihn weiterbehandelt.«
»Doktor, ich gebe Ihnen jetzt Beweisstück eins. Bitte identifizieren Sie es für das Gericht.«
»Das ist mein medizinischer Bericht über Mr. Rice.«
»Haben Sie ihn geschrieben, nachdem Sie Ihren Patienten untersucht haben?«
»Ja.«
Ami deutete auf einen Satz in dem Bericht. »Würden Sie diesen Satz dem Gericht vorlesen, bitte?«
Dr. Ganett sah, auf was sie deutete, und räusperte sich. »In diesem Satz steht, dass eine Röntgenaufnahme vom Bauch des Patienten Metallfragmente zeigte, die einem Schrapnell ähnlich sind.« »Schrapnell sind Splitter einer Bombe oder Granate, die man im Krieg verwendet, nicht wahr?«
»Nicht unbedingt nur im Krieg, aber sie stammen von einer Granate, ja.«
»Die meisten Schrapnellwunden werden im Krieg verursacht, oder nicht?«
Dr. Ganett dachte einen Moment nach und nickte. »Ich würde sagen, dass man in einem Krieg eine größere Anzahl von Schrapnellwunden zu sehen bekommt.«
»Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
»Dr. Ganett.« Brendan Kirkpatrick stand auf und blieb hinter dem Tisch der Ankläger stehen. »Sie haben den Ausdruck einem Schrapnell ähnlich in ihrem Bericht benutzt?«
»Ja.«
»Warum haben Sie nicht einfach gesagt, dass diese Metallsplitter Schrapnell sind? Warum haben Sie ähnlich gesagt?«
»Wir können nicht hundertprozentig sagen, ob diese Splitter Schrapnell sind. Es sind Metall splitter, die Schrapnell sehr ähneln, aber es könnte auch etwas anderes sein.«
»Könnten es auch Metallsplitter sein, die Mr. Rice bei einer Explosion in diesem Land getroffen haben?«
»Ja.«
»Könnten solche Metall splitter, wie Sie sie bei Mr. Rice gefunden haben, auch bei einem Autounfall in den menschlichen Körper eindringen?«
»Das will ich nicht ausschließen.«
»Also können wir aufgrund einer Röntgenaufnahme nicht mit Sicherheit sagen, wo Mr. Rice diese Wunde erlitten hat, ebenso wenig unter welchen Umständen. Stimmt das?«
»Das stimmt wohl.« »Gehen wir einmal davon aus, dass Mr. Rice diese Wunde im Kampf erlitten hat, können Sie uns dann sagen, ob diese Verwundung sich 1985 ereignet hat und nicht, sagen wir, Anfang der siebziger Jahre?«
»Nein, das kann ich nicht.«
Ganetts Erleichterung war unübersehbar, als Ami erklärte, sie habe keine weiteren Fragen an den Zeugen. Er hastete aus dem Gerichtssaal.
»Noch mehr Zeugen, Mrs. Vergano?« fragte Richter Velasco.
Ami stand wieder auf. »Ich rufe im Namen von Miss Kohler Detective Howard Walsh in den Zeugenstand.«
Nachdem Walsh den Eid geleistet hatte, stellte Ami für das Protokoll fest, dass er im Little-League-Fall ermittelt hatte.
»Detective Walsh, haben Sie von Mr. Rice Fingerabdrücke genommen, als er im Zusammenhang mit den Vorfällen bei dem Baseballspiel verhaftet wurde?«
»Ja.«
»Was haben Sie mit den Fingerabdrücken gemacht?«
»Wir haben sie durch das Identifikationssystem geschickt, um herauszufinden, ob bereits etwas gegen ihn vorlag.«
»Konnte Sie die Abdrücke zuordnen?«
»Nein.«
»Mr. Kirkpatrick hat die Personalunterlagen der Army von Mr. Rice als Beweisstück eingereicht. Waren denn in den Akten keine Fingerabdrücke von Mr. Rice?«
Walsh zögerte. »Es scheint hier einen Verwaltungsfehler vorzuliegen. Seine Fingerabdrücke befinden sich nicht in seinen Militärakten.«
»Danke, Detective. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
»Keine Fragen, Euer Ehren«, schloss sich Kirkpatrick an
»Mein letzte Zeugin ist Vanessa Kohler, Euer Ehren«, erklärte Ami ein wenig aufgeregt.
Auf diesen Moment hatte Vanessa gewartet. Das war ihre Chance, der Welt klarzumachen, dass ihr Vater die Verkörperung des Bösen war. Doch als ihr Name aufgerufen wurde, kamen ihr Zweifel. Hatten die anderen vielleicht recht? War diese Einheit ein Phantasieprodukt von Carls Einbildung? Liebte ihr Vater sie vielleicht doch?
»Miss Kohler«, sagte Richter Velasco. »Treten Sie bitte vor und leisten Sie den Eid.«
Vanessa riss sich zusammen und zwang sich, aufzustehen. Nein, sie war im Recht. Sie straffte die Schultern und ging zum Zeugenstand.
Bevor Richter Velasco Ami erlaubte, ihre Mandantin zu befragen, betonte er noch einmal das Problem, dass Ami sie und Carl Rice gleichzeitig vertrat. Als Vanessa antwortete, dass sie trotzdem aussagen wollte, bat Velasco Ami, fortzufahren.
»Miss Kohler«, sagte Ami nach den üblichen einleitenden Fragen, »hat Ihnen Carl Rice 1985 in Washington über seinen Dienst in einer geheimen Einheit erzählt, die Ihr Vater innerhalb des AIDC kommandierte?«
»Ja.«
»Haben Sie nach diesem Gespräch versucht, Beweise dafür zu finden, dass diese Einheit existierte?«
»Ja.«
»Was haben Sie getan?«
»Mein Vater hat einen Safe in unserem Haus in Kalifornien. Er wusste nicht, dass ich die Kombination kannte. In dem Safe waren die Armyunterlagen von zehn Männern, zu denen auch Carl gehörte.«
»Was haben Sie mit diesen Unterlagen gemacht?« »Ich arbeitete für Eric Glass, der in dem Ausschuss des Kongresses saß, der die Geheimdienste kontrolliert. Ich wusste, dass er sich in seinem Sommerhaus in Lost Lake in Kalifornien aufhielt. Ich habe ihm die Unterlagen gebracht. Ich wollte, dass er untersuchte, was diese Männer während und nach Vietnam getan haben.«
»Was ist mit den Unterlagen passiert?«
»Ich habe sie Eric gegeben, und er erklärte sich bereit, sie jemandem von seinen Leuten zu geben, der sie untersuchen sollte. Es war bereits spät. Eric erlaubte mir, in seinem Gästezimmer zu übernachten. Mitten in der Nacht schreckte ich auf und ging nach unten.«
Vanessa hielt inne. Selbst nach all den Jahren und obwohl sie die Geschichte schon so oft erzählt hatte, war ihr das Entsetzen über das, was sie gesehen hatte, noch lebhaft im Gedächtnis.
»Möchten Sie einen Schluck Wasser oder eine kurze Pause?« fragte Ami.
»Nein, es geht schon.« Vanessa hustete und holte tief Luft.
»Eric war an einen Schreibtischstuhl gefesselt. Er ... Überall war Blut. Carl beugte sich mit einem Messer über ihn. Er hatte Eric getötet und nahm die Unterlagen.«
»Kommen wir zu den Ereignissen im County-Krankenhaus. Warum haben Sie Mr. Rice aus der geschlossenen Abteilung gerettet?«
»Einspruch«, sagte Kirkpatrick. »Das war keine Rettungsaktion. Miss Kohler hat bei einer Flucht aus dem Arrest geholfen und Beihilfe geleistet.«
»Das haben Sie zu entscheiden, Euer Ehren«, erwiderte Ami. »Unserer Meinung nach befand Mr. Rice sich im Krankenhaus in höchster Gefahr und wurde von Miss Kohler aus ehrenwerten Motiven gerettet.« »Einspruch abgelehnt, Mr. Kirkpatrick. Mrs. Vergano hat das Recht, ihre Theorie zu äußern. Ob ich diese Theorie akzeptiere, steht auf einem anderen Blatt.«
»Beantworten Sie bitte meine Frage«, sagte Ami.
»Mein Vater glaubte, dass er alle Beweise vernichtet hatte, die beweisen konnten, dass diese Einheit existierte. Doch da Carl am Leben war, bestand die Möglichkeit, dass er seine kriminellen Machenschaften entlarven könnte. Selbst wenn diese Beweise nicht für eine strafrechtliche Verurteilung reichten, konnten Carls Enthüllungen seine Kandidatur für das Präsidentenamt zunichtemachen. Ich wusste, dass mein Vater alles tun würde, um Carl aus dem Weg zu räumen, daher habe ich ihn aus dem Krankenhaus befreit.«
»Warum haben Sie den Behörden nicht von dieser Gefahr für Mr. Rice berichtet?«
Vanessa lachte und deutete auf den Zuschauerraum. »Sie können sehen, wie viel Glauben die Polizei meinen Worten schenkt. Mein Vater hat mich nach den Vorfällen in Lost Lake in eine psychiatrische Klinik gesteckt, um meine Glaubwürdigkeit zu ruinieren. Niemand würde mich ernst nehmen, also habe ich Carl gerettet, bevor die Männer des Generals ihn töten konnten. Wie sich herausstellte, sind wir gerade noch rechtzeitig entkommen. Die Killer meines Vaters haben Dr. French und seine Frau kurz nach unserer Flucht ermordet, und sie haben auch versucht, Sie zu töten, Mrs. Vergano.«
»Woher wollen Sie wissen, dass nicht Mr. Rice Dr. French und dessen Frau umgebracht hat?«
»Weil ich von dem Moment, an dem wir das Krankenhaus verließen, bis zu der Entführung durch die Männer meines Vaters mit ihm zusammen war.«
»Kennen Sie einen der Männer, die Sie entführt haben?«
»Sam Cutler.« »Wer ist Sam Cutler?«
»Ich weiß nicht, ob das sein richtiger Name ist. Carl kannte ihn als Paul Molineaux. Er arbeitet für meinen Vater, aber das wusste ich nicht, als ich ihn kennenlernte.«
»Wie sah Ihre Beziehung zu Mr. Cutler aus, bevor er sie entführt hat?«
»Er war mein Liebhaber«, antwortete Vanessa verbittert.
»Als mein Vater sich entschlossen hat, für das Präsidentenamt zu kandidieren, hat er Sam befohlen, sich an mich heranzumachen und dafür zu sorgen, dass ich seinen Wahlkampf nicht störte.« Sie machte eine kleine Pause. »Das habe ich allerdings erst vor kurzem erfahren.«
»War Mr. Cutler allein, als er Sie entführt hat?«
»Nein. Er hatte einige Mitglieder der Sicherheitstruppe meines Vaters bei sich. Sie haben versucht, Carl zu töten, aber er konnte entkommen.«
»Wohin hat Mr. Cutler Sie gebracht?«
»In das Haus meines Vaters nach Kalifornien.«
»Sind Sie in diesem Haus aufgewachsen?«
»Ja.«
»Hat Mr. Cutler Gewalt angewendet, um Sie in dieses Haus zu bringen?«
»Er hat körperliche Gewalt angewendet und mich außerdem unter Drogen gesetzt.«
»Also sind Sie nicht freiwillig in dieses Haus gegangen?«
»Nein.«
»Hat Mr. Rice versucht, Sie zu entführen, als er in das Haus eingedrungen ist?«
»Nein. Er hat versucht, mich zu retten. Mein Vater hat mich gegen meinen Willen dort festgehalten.« »Also hat Mr. Rice versucht, Sie vor den Entführern zu retten, als er in das Haus eindrang? Sie wären freiwillig mit ihm mitgegangen?«
»Sicher.«
»Sollte der Richter Ihre Kaution senken oder Sie auf Ehrenwort freilassen, was werden Sie dann tun?«
»Ich befolge die Auflagen des Gerichts. Falls ich bis zum Prozess nach Washington zurückkehren kann, werde ich wieder arbeiten. Patrick Gorman, mein Arbeitgeber, hält meine Stelle für mich frei. Außerdem habe ich dort eine Wohnung, in der ich seit fast fünfzehn Jahren lebe.«
Ami reichte Richter Velasco die entsprechenden Dokumente. »Das ist eine eidesstattliche Erklärung von Patrick Gorman, in welcher er bestätigt, dass Miss Kohler bereits viele Jahre eine wertvolle Mitarbeiterin war und er sie weiterbeschäftigen wird, falls man sie aus der Untersuchungshaft entlassen sollte. Ich habe eine Kopie der Erklärung Mr. Kirkpatrick gegeben, und er hat zugestimmt, sie als Ersatz für Mr. Gormans Zeugenaussage bei dieser Anhörung zu akzeptieren.«
»Gut. Weitere Fragen an Ihre Zeugin?«
»Nein, Euer Ehren«, antwortete Ami.
»Ihre Zeugin, Mr. Kirkpatrick.«
Als Brendan zum Zeugenstand ging, wirkte er bedrückt, als wäre er traurig, seine Fragen stellen zu müssen.
»Waren Carl Rice und Sie auf der Highschool ein Liebespaar, Miss Kohler?«
»Ja.«
»Und Sie haben sich noch auf der Highschool von ihm getrennt?«
»Ja.«
»Und Ihre Bekanntschaft 1985 in Washington erneuert?« »Ja.«
»Waren Sie in Washington ebenfalls ein Liebespaar?«
»Nein.«
»Wer hat die Entscheidung gefällt, Ihre Beziehung in Washington nur platonisch fortzusetzen?«
»Ich.«
»Aus welchem Grund?«
»Wir hatten uns auf der Highschool nicht gerade wohlwollend getrennt, und wir hatten uns im Lauf der Jahre verändert.« Vanessa zuckte mit den Schultern. »Ich empfand einfach nicht genug für Carl, um mich wieder richtig auf ihn einlassen zu können.«
»Mr. Rice kannte Ihre Gefühle?«
»Ja.«
»Er wusste auch, dass Sie Ihren Vater hassten?«
Vanessa lachte. »Das wusste jeder.«
»Ist Ihre Mutter Charlotte Kohler bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als sie noch in der Middle School waren?«
»Das war kein Unfall.«
»Sie glauben, dass Ihr Vater Ihre Mutter umgebracht hat. Stimmt das?«
»Ich weiß, dass er es getan hat.«
»Aber Sie haben keine Beweise dafür, dass sie ermordet wurde?«
»Nein.« Vanessa schaute den Ankläger finster an.
»Die Polizei kam zu dem Ergebnis, dass der Tod Ihrer Mutter ein Unfall war, richtig?«
»Mein Vater beschäftigt Leute, die jeden Mord wie einen Unfall aussehen lassen können.« »Dennoch lautete das offizielle Urteil, dass der Tod Ihrer Mutter ein Unfall war?«
»Ja.«
»Sie haben ausgesagt, dass Sam Cutler bei Ihnen in Washington lebte?«
»Ja.«
»Haben Sie ihm von Ihrem Verdacht erzählt, dass Ihr Vater eine Rolle bei der Ermordung Kennedys gespielt haben könnte?«
»Die militärische Karriere meines Vaters stieg kurz nach der Ermordung Kennedys steil an«, erwiderte Vanessa trotzig.
»Und Sie glauben, der Grund war seine Mitgliedschaft in einer Art von Geheimbund, der für dieses Attentat verantwortlich war?«
»Dafür habe ich keine Beweise. Es ist ... Diese Übereinstimmung ist ...« Sie unterbrach sich, als sie selbst merkte, wie verrückt das klang. »Ja.«
»Sie haben ausgesagt, dass Sie und Mr. Rice einmal ein Liebespaar gewesen sind, aber Sie haben Ihre Beziehung platonisch gehalten, als Sie sich 1985 wieder gesehen haben.«
»Das sagte ich gerade, ja.«
»Wenn er nun mehr wollte, Miss Kohler? Er wusste, dass Sie Ihren Vater hassten und dass Sie jede ausgefallene Geschichte glauben würden, die er erfand, solange der Bösewicht darin General Morris Wingate war. Wenn er nun eine Geschichte über eine geheime Einheit erfunden hat, die von Ihrem Vater geleitet wurde, nur um Sie an sich zu binden?«
»Nein, die Einheit hat existiert«, erwiderte Vanessa halsstarrig.
»Falls Mr. Rice nichts über diese Einheit gesagt hätte, wie hätten Sie dann davon erfahren können?«
»Was ist mit den Dokumenten in dem Safe?« »Bitte beantworten Sie meine Frage, Miss Kohler«, wiederholte Brendan geduldig. »Falls Mr. Rice Ihnen nicht von der Einheit erzählt hätte, hätten Sie dann von ihrer Existenz erfahren?«
»Nein, wohl nicht.«
»Wurde diese Einheit in den Dokumenten irgendwo erwähnt, die Sie aus dem Safe Ihres Vaters genommen haben?«
»Nein, aber Carls Personalunterlagen waren bei denen der anderen Mitglied der Einheit.«
»Könnte es nicht auch eine harmlose Erklärung dafür geben, dass Ihr Vater im Besitz dieser Unterlagen war, eine, die nichts mit einem supergeheimen Team von Attentätern zu tun hatte?«
Vanessa schüttelte ihren Kopf. Sie wurde immer aufgeregter. »Mein Vater ist ein Killer. Er hat Carl befohlen, Eric Glass wegen dieser Unterlagen zu ermorden.«
»Sie können diese Unterlagen nicht zufällig dem Gericht zeigen?«
»Mein Vater hat sie in seinem Besitz, falls er sie nicht längst vernichtet hat.«
Brendan sah den Richter an. »Würden Sie bitte Miss Kohler instruieren, dass Sie meine Fragen beantworten sollte, Euer Ehren?«
»Ja. Miss, Kohler, Sie dürfen nicht mit dem Anwalt streiten. Falls Sie etwas zur Sache sagen wollen, kann Ihre Anwältin Sie später dazu befragen. Haben Sie das verstanden?«
»Ja«, erwiderte Vanessa gereizt.
»Soll der Gerichtsstenotypist die Frage noch einmal vorlesen?«
»Das ist nicht nötig.« Vanessa sah den Bezirksstaatsanwalt an. »Nein, Mr. Kirkpatrick, ich kann diese Unterlagen nicht beibringen.« »Miss Kohl er, ist Ihnen jemals in den Sinn gekommen, dass Mr. Rice den Kongressabgeordneten vielleicht aus Eifersucht ermordet haben könnten, weil er glaubte, Eric Glass sei Ihr Liebhaber?«
»Das glaube ich nicht. Sie kennen meinen Vater nicht und haben keine Ahnung, wozu er fähig ist.«
»Haben Sie jemals gesehen, wie Ihr Vater jemanden umgebracht hat?« fragte Kirkpatrick.
Vanessa zögerte.
»Haben Sie es gesehen?«
»Nein.«
»Haben Sie mit angehört, wie er jemandem befohlen hat, ein Verbrechen zu begehen?«
»Nein«, antwortete Vanessa leise.
»Hat Ihr Vater Sie jemals verletzt?«
»Er hat mich entführt.«
»Oder hat er Sie von einem Mann befreit, der ein erklärter Massenmörder ist?«
Vanessa musterte den Ankläger mit einem bösen Blick.
»Mein Vater hat mich in ein Irrenhaus gesperrt.« Ihre Augen glühten vor Hass. »Er hat mich über ein Jahr unter Drogen setzen lassen, damit ich den Mund halte.«
»Oder um Ihnen zu helfen. Haben die Ärzte in dem Krankenhaus nicht die Diagnose gestellt, und ist nicht aufgrund dieser Diagnose Ihre Einweisung in eine psychiatrische Klinik erfolgt?«
»Die Ärzte haben das getan, was er ihnen gesagt hat.«
»Haben die Ärzte Ihnen das gesagt?«
»Nein.«
»Haben Sie jemals gehört, wie Ihr Vater einen solchen Befehl gab?« »Dafür ist er viel zu klug. Er hat mir immer nur gesagt, wie sehr er mich liebte und wie sehr es ihn schmerzte, mich in das Krankenhaus zu stecken. Wenn er das sagte, sorgte er dafür, dass es vor Zeugen geschah. Er mag ja böse sein, aber er ist auch ziemlich gerissen.«
»Oder sehr fürsorglich, Miss Kohler. Ich habe keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
»Er hat mich wie eine Idiotin dargestellt«, sagte Vanessa zu Ami. Sie saßen sich während der Mittagspause an einem Tisch im Gericht gegenüber.
»Brendan ist ein exzellenter Staatsanwalt. Er weiß, dass Sie nur Carls Wort als Beweis haben, dass diese Einheit existierte.«
»Und was ist mit dem Mord an Dr. French und seiner Frau?« »Brendan glaubt weder Ihnen noch Carl. Er glaubt, dass Carl die Frenchs ermordet hat und Sie ihn decken.« »Carl hat Ihr Leben gerettet. Was hält er davon?«
»Er glaubt, dass die Sicherheitsleute meines Vaters auf der Suche nach Ihnen und Carl zu meinem Haus gekommen sind und Carl sie ermordet hat. Das passt sehr gut zu Brendans Theorie des Falles.«
Vanessa schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Chance, stimmt's?«
»Es tut mir leid, aber ich habe Ihnen vorher gesagt, dass genau das passieren könnte. Sie waren in psychiatrischer Behandlung, und Ihr Vater ist ein Nationalheld. Sie äußern sehr offen, wie sehr Sie Ihren Vater hassen. Das gibt Ihnen ein starkes Motiv, zu lügen oder die Wahrheit zu verzerren.«
»Immer noch keine Nachricht von Hobson?« wollte Vanessa wissen.
»Nein.« »Ich habe geahnt, dass ich ihn nicht besiegen kann. Mein Vater gewinnt anscheinend immer.«
Vanessa schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ihr Schmerz war so deutlich zu sehen, dass es Ami weh tat, aber sie wusste nicht, wie sie ihr hätte helfen können. Sie hatten verloren, und Vanessa und Carl Rice würden für eine sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern